Kein Frust nach dem Frost!

Bild: Frost in Apfelanlage, Gerd Götz, Lauffen 2017
Bild: Frost in Apfelanlage, Gerd Götz, Lauffen 2017

In diesem Jahr gab es in einigen Regionen verheerende Frostschäden in den Weinbergen und in anderen Kulturen. Der Winzer und Landwirt ist zunächst einmal geschockt und betroffen. Es hilft jedoch nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Dieser Artikel soll einige Anregungen geben, welche Stellschrauben Betriebsleiter drehen können, um Verluste zu minimieren. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit habe ich die in meinen Augen 5 wichtigsten Schritte zusammengestellt:

Schritt 1: Was muss im Feld getan werden?

Fangen wir einmal mit dem offensichtlichsten an: Wie sehen die Weinberge/Felder aus? Verschaffen Sie sich einen möglichst genauen Überblick. Wo genau sind die Schäden aufgetreten? Wie groß ist das Ausmaß? Welche Kulturen und Lagen sind betroffen?

Machen Sie auf der Grundlage Ihrer Beobachtungen eine Ertragsschätzung! Schätzen Sie nicht nur den Gesamtertrag, sondern getrennt nach Sorten, zu erwartendern Qualitäten etc.

Fragen Sie sich dann: Welche Maßnahmen müssen in diesem Jahr auf den einzelnen Schlägen getroffen werden? In der Regel wird es in einer Dauerkultur wie der Rebe unerlässlich sein, zumindest ein Minimum an Pflanzenschutz zu betreiben. Selbst wenn der Ertrag in der betreffenden Parzelle in diesem Jahr gegen Null geht. Doch vielleicht gibt es Maßnahmen, die in diesem Jahr dann unterbleiben können? Ich denke da zum Beispiel an die Entlaubung der Traubenzone. Differenzieren Sie bei Ihren Überlegungen am besten nach einzelnen Parzellen. Die Ertragserwartungen sind ja sicherlich je nach Parzelle verschieden.

schritt 2: Was muss organisiert werden?

Verdeutlichen Sie sich nun, welche Konsequenzen Ihre Beobachtungen und Überlegungen aus Schritt 1 haben. Ist es zum Beispiel nötig, die geplante Anzahl an Arbeitskräften im gleichen Zeitraum zu beschäftigen? Vielleicht verschieben sich die Einsatzzeitpunkte, oder die Zahl der benötigten Helfer? Müssen Sie vielleicht angefragte Maschinen absagen?

Machen Sie sich nun auch einige Gedanken dazu, welche weiteren Produktionsmittel im Laufe des Jahres (nicht) benötigt wird. Welche Mengen an Pflanzenschutzmitteln, Dünger, Kellereibedarf, Flaschen und Verpackungsmaterial benötigen Sie wirklich? Passen Sie Ihre Bestellungen entsprechend an!

Fragen Sie sich auch, ob Sie möglicherweise geplante Investitionen zurückstellen können. Zum Beispiel müssen Sie in diesem Jahr noch keine größere Kelter kaufen, wenn Sie ohnehin mit einem geringeren Traubenertrag rechnen.

Wenn Sie die Erwartungen Ihrer Kunden erfüllen müssen, müssen Sie sich gegebenfalls Gedanken über einen Zukauf von Früchten, Trauben usw. machen. Wo können Sie entsprechende Ware zu welchem Preis erstehen? Suchen Sie frühzeitig nach Partnern, damit Sie nach der Lese/Ernte nicht in Zugzwang kommen. Außerdem können Sie zum jetzigen Zeitpunkt vielleicht auch noch Einfluß auf die Produktion nehmen und Absprachen mit Ihren Partern treffen.

Schritt 3: Rechnen Sie!

Nach einem Ereignis wie dem diesjährigen Frost empfiehlt es sich, einmal genau zu rechnen, um die Liquidität des Betriebes über das Jahr zu sichern.

Die wichtigsten Daten hierzu haben Sie bereits in Schritt 1 und 2 gesammelt. In Schritt 1 haben Sie Ihre Ertragserwartungen formuliert. Berechnen Sie nun, wie viel Geld Sie mit dem Verkauf Ihrer Waren oder Erzeugnisse vermutlich verdienen werden. Kann vielleicht ein Teil des Verlustes durch Lagerbestände oder Erlöse aus den Vorjahren aufgefangen werden? Inwiefern werden sich die Verluste auf Ihren Erlös in den kommenden beiden Jahren auswirken?

In Schritt 1 und 2 haben Sie sich außerdem Gedanken über mögliche Einsparungen oder auch zusätzlichen Aufwand gemacht. Kalkulieren Sie dies nun entsprechend ein, damit Sie einen möglichst genauen Liquiditätsplan erstellen können. Hierzu tragen Sie die zu erwartenden Einkünfte und Ausgaben am besten pro Monat in eine Tabelle ein.

Gibt es in Ihrem Betrieb finanzielle Rücklagen, die Sie nutzen können? Kalkulieren Sie auch dies mit ein.

schritt 4: Was muss kommuniziert werden?

Nachdem Sie nun Ihren Liquiditätsplan in den Händen halten, können Sie ihn zum Beispiel dazu nutzen, mit Ihrer Bank zu verhandeln. Am besten, Sie gehen direkt und offen auf Ihre Finanzpartner zu. Warten Sie nicht, bis Sie mit Zahlungen in Verzug sind! Müssen eventuell Kreditraten ausgesetzt werden? Kann eine Tilgung angepasst werden? Oder müssen Sie vielleicht für eine geplante Anschaffung ungeplant einen Kredit aufnehmen? Machen Sie sich vor dem Gespräch Gedanken, wie Sie Ihre Finanzen gestalten wollen. Finden Sie konstruktive Lösungen für eine Ausnahmesituation wie diese.

Sprechen Sie auf jeden Fall auch mit Ihren Mitarbeitern! Was ändert sich in diesem Jahr an der Organisation der Arbeiten? Wie wirkt sich das auf das Pensum und das Gehalt der Einzelnen aus?

Suchen Sie auch frühzeitig den Kontakt zu Ihren Abnehmern und Kunden. Kommunizieren Sie Ihre Situation möglichst klar und bieten Sie Alternativen und Lösungen an. Sagen Sie, was Sie in diesem Jahr liefern und anbieten können. Vielleicht können Sie Ihre Kunden auch zum Beispiel zu einer Veranstaltung bei sich einladen, um die Kundenbindung zu erhalten, auch wenn Sie weniger Ware verkaufen können?

Schritt 5: tun sie sich etwas gutes

Auch wenn es Ihnen zunächst einmal seltsam vorkommt und Sie zur Zeit gerade nicht wissen, wo Ihnen der Kopf steht. Gönnen Sie sich zumindest eine kleine Auszeit. Am besten regelmäßig. Treiben Sie Sport, lesen ein gutes Buch, machen einen Ausflug mit der Familie.

Nur wenn Sie sich auch von Zeit zu Zeit entspannen und mal rauskommen, bleiben Sie leistungsfähig, können die Herausforderungen meistern und behalten Ihre Lebensfreude!

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und alles Gute!

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