Bitte bleibt (oder werdet) gesund!

Psychische Erkrankungen kommen in den besten Betrieben und Familien vor!

 

Der Alltag auf Weingütern und landwirtschaftlichen Betrieben ist in der Regel verbunden mit einer hohen Arbeitsbelastung und vielen verschiedenen Herausforderungen. Manchmal kommen noch Konflikte hinzu. Unter diesen Bedingungen kann es passieren, dass die Psyche leidet und Du, oder jemand den Du kennst, eine psychische Krankheit bekommt. Als ich 24 Jahre alt war, habe ich selbst unter schweren Depressionen gelitten und einige Wochen in einer psychiatrischen Klinik verbracht. Die Erfahrungen aus dieser Zeit (und eine Weiterbildung zum Thema psychische Erkrankungen) helfen mir heute, Menschen mit psychischen Erkrankungen besser zu verstehen und für das Thema im Rahmen meiner Arbeit zu sensibilisieren. Gleichzeitig versuche ich selbst meinen Alltag so zu gestalten, dass ich weitere Erkrankungen (psychisch oder körperlich) so gut es geht vorbeuge.

 

Im Rahmen einer Mediation kann über Verletzungen und Krankheiten gesprochen werden.

 

Bei meiner Arbeit als Mediatorin bespreche ich mit den Familien verschiedenste Themen. Zu allen diesen Themen herrscht Uneinigkeit, gibt es Konflikte, Streit und gegenseitige Verletzungen. Die Gespräche sind emotional hoch aufgeladen, die angestauten Gefühle brechen manchmal aus wie ein Vulkan. Indem ich diesen Gefühlen Raum gebe und wir gemeinsam die Bedürfnisse der Beteiligten erkunden, können die Emotionen zur Ruhe kommen und Lösungen gefunden werden. Es können Verletzungen benannt werden und ein möglicherweise ein Ausgleich gefunden werden. Es werden konkrete Vereinbarungen getroffen und die Kommunikation im Alltag verbessert. Bei all diesen Themen kommen manchmal auch psychische Erkrankungen zur Sprache. Am häufigsten begegnen mir dabei Depressionen und Alkoholabhängigkeit. Meist sind dies Tabuthemen, über die nicht gesprochen wird. Schon gar nicht mit Außenstehenden. Und trotzdem sind sie da und alle Beteiligten leiden unter ihnen. Das ist für die Familien spürbar und auch für mich als Mediatorin.

 

Mediation ist keine Therapie

 

Wenn im Rahmen einer Mediation psychische Erkrankungen oder lang gelebte, destruktive Verhaltensmuster oder gar Traumata zur Sprache kommen, dann ist es mir wichtig, diesen Themen (wenn gewünscht!) auch einen Raum zu geben. Ich eröffne dann die Möglichkeit, dass über einen Umgang mit den Krankheiten oder Traumata gesprochen wird. Wenn nur eine beteiligte Person das nicht möchte, dann werde ich diese Grenze akzeptieren und auch alle anderen Beteiligten bitten, dies im Rahmen der Mediation zu tun. Auch wenn die Möglichkeit besteht, über den grundsätzlichen Umgang mit Krankheiten zu sprechen, ist Mediation KEINE THERAPIE! Wir können nicht über Möglichkeiten der Heilung, Diagnosen, Therapien oder Behandlungen sprechen. Lange gelebte Muster können nicht im Rahmen einer Mediation nachhaltig verändert werden. Tief gehende Traumata können nicht im Rahmen einer Mediation geheilt werden.

 

Eine Depression ist (k)ein Beinbruch

Auch wenn der Leidensdruck bei psychischen Erkrankungen bei den Betroffenen und deren Umfeld immens sein kann, begegnen mir in meiner Arbeit häufig Vorbehalte gegenüber professioneller therapeutischer Begleitung. Es ist nach wie vor ein Tabu, über psychische Erkrankungen zu sprechen. Dahinter steht das Image, nicht „stark genug“ zu sein. Doch wer würde jemandem mit einer Erkältung vorhalten, es läge nur am schwachen Immunsystem? Oder jemandem mit gebrochenem Bein, die Knochen seien zu schwach? In diesen Fällen gehen wir zur Ärztin und lassen und ein Medikament verschreiben, oder einen Gips verpassen. In meinen Augen braucht es Mut und Ehrlichkeit im Umgang mit psychischen Erkrankungen. Gerade auf landwirtschaftlichen Betrieben!

Denn Ehrlichkeit im Umgang mit einer Erkrankung und die Bitte um Hilfe sind der erste, wichtige Schritt zur Heilung!

 

 

Hier gibt es Hilfe für Landwirte und Winzer mit psychischen Erkrankungen:

 

 

1.       Bei Deinem Hausarzt!

 

2.       Telefonseelsorge (Anruf kostenfrei): 0800 111 0 111

 

3.       Selbsttest Depression: https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/selbsttest-offline

 

4.       Selbsttest Alkoholabhängigkeit: https://www.kenn-dein-limit.de/alkohol-tests/alkohol-selbsttest/

 

5.       Suchtberatung: https://www.dhs.de/suchthilfe/suchtberatung

 

6.       Deutsche Depressionshilfe: https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe

 

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